Was wäre Wien ohne das Hawelka, was wäre das Hawelka ohne seine Gäste? Und was wären die Künstler unseres Landes ohne diesen Raum zum Denken und Diskutieren, Inspirieren und Genießen?
Tradition hat Geschichte
1936 beginnen Leopold und Josefine Hawelka ihre gemeinsame Karriere als Cafétiers mit der Pachtung des „Café Alt Wien“ in der Bäckerstraße – 3 Jahre später übernehmen sie das kleinere „Café Karl“ (ehemalige Chatham-Bar) in der Dorotheergasse. In den 50er Jahren gilt das Hawelka als existenzialistisch angehauchter Literaturtreff, wo angehende Künstler von Ruhm und Unsterblichkeit träumen. Als der Art Club unterstandslos wird, wandern viele ins Hawelka ab – eine Gruppe schart sich um den jungen H.C.Artmann und bewundern dessen Sinn für das Poetische, Makabre und Unkonventionelle.
Neben den Literaten beginnen aber auch die jungen Maler im Hawelka Platz zu nehmen.
zur GeschichteDie große Zeit der Kunst & Literatur
Mit Friedensreich Hundertwasser, Ernst Fuchs, Rudolf Hausner – um nur einige zu nennen – wird schließlich die Atmosphäre des ruhigen, verrauchten Leseraumes von bisher mit unbekannter jugendlicher Energie gestürmt.
Während der Sechziger und Siebziger stellt das Café Hawelka schließlich alles dar, was in der Wiener Künstlerszene frisch und tatendrängig ist. Eine Tatsache, die auch immer mehr Berühmtheiten aus dem Ausland anzieht. Zum Beispiel Elias Canetti, Arthur Miller und Andy Warhol – für Leopold Hawelka werden die Großen der Kunst wie selbstverständlich zu einfach netten Gästen.
Unvergessliches Feiern – Eine Anekdote aus dem Kaffeehaus
19. Februar 1987. Ein ganz besonderer Tag für das Café Hawelka. Aber auch ein besonderer Tag für Falco. Anlässlich seines 30. Geburtstages sollte eine große Geburtstagsfeier stattfinden. Und wo wäre ein geeigneterer Ort dieses Fest zu feiern, als sein Stammlokal? Schon zuvor traf er sich gerne mit seinen Freunden Georg Danzer, Reinhard Fendrich und Wolfgang Ambros bei uns in der „Kleinen Ecke“. An jenem Tag im Februar wurde nicht nur eine 30 Kilo schwere Topfentorte serviert, sondern auch ein Zauberer wurde engagiert, der mit seinen Showeinlagen für einen unvergesslichen Abend sorgte.
Ein Blick an die Decke lässt auch heute noch Erinnerungen an die Geburtstagsfeier aufkommen. Bei einem der Kartentricks des Zauberers wurde eine Spielkarte – das Herzass – an die Decke gezaubert. Wie? Das ist uns bis heute ein großes Rätsel. Klar ist nur, dass sie seit jenem Abend an der Decke klebt. Der einzige Unterschied ist, dass die Decke und die Karte nicht mehr weiß sind, sondern durch das früher im Kaffeehaus übliche Rauchen einen nikotinbraune Farbe angenommen hat.
Für den Zauberer war dies jedoch nicht der letzte Auftritt im Hawelka. Bei seinem zweiten Besuch zauberte er gleich noch einmal eine Spielkarte an die Decke, die demselben nikotinbraunen Schicksal erlag wie ihr Vorgänger.
Sing mir ein Lied vom Hawelka
„Jö schau, so a Sau, jössas na. was macht a Nackerter im Hawelka…“ Dem ein oder anderen mag diese Textzeile aus Georg Danzers Lied „Jö schau“ bekannt vorkommen. 1975 schrieb er über einen Flitzer im Café Hawelka und erlangte mit dem Lied großen Erfolg. Doch im Café Hawelka sorgte es nicht gleich für gute Stimmung.
Eine Zusammenkunft der Großen
Das Café Hawelka diente von jeher als Treffpunkt von Malern, Musikern, Philosophen und Künstlern jeglicher Art. Auch Georg Danzer betrat mit 16 Jahren das erste Mal das Hawelka, wobei es nicht nur sein Stammcafé wurde, sondern auch ein Stück Heimat für ihn beinhaltete. Inspiration für das Lied war der Empfang der Gäste im Kaffeehaus. Georg Danzer saß wieder einmal auf seinem Stammtisch, als er beobachten konnte, dass Josefine Hawelka einen Gast ganz besonders begrüßte und ihm sogar zur Tür entgegen gelaufen kam. Der damals 25-Jährige Künstler musste feststellen, dass er noch nie so begrüßt wurde und kam zu dem Schluss, dass auch im Hawelka nicht alle gleich waren. Dieser besondere Gast war jedoch älter als Josefine, was auch der Grund war, warum sie ihm mit besonders großem Respekt begegnete. Dennoch diente dieser kurze Begrüßungsmoment als ausschlaggebende Inspiration für „Jö schau“.
„Poidi, jetzt sind wir ruiniert!“
Das Ehepaar Hawelka war mit dem Taxi auf der Heimreise aus Italien, als es Georg Danzers Lied „Jö schau“, das von einem nackten Mann in ihrem Kaffeehaus erzählt, das erste Mal im Radio hört. Josefines Reaktion war der schlichte Ausruf „Poidi, jetzt sind wir ruiniert!“ Auch Leopold war sich sicher, dass ein nackter Mann in Kombination mit dem Hawelka für einen schlechten Ruf sorgen würde. Doch wider den Erwartungen wurde das Café Hawelka durch dieses Lied noch mehr in die Welt hinausgetragen. Für das Musikvideo waren Leopold und Josefine schließlich sogar bereit, selbst mitzuspielen. Gerade durch den Dialekt aber auch durch den Inhalt des Textes war das Lied allseits beliebt. Es diente jedoch nicht nur zur musikalischen Unterhaltung, viele Menschen wurden sogar von den Textzeilen motiviert, ähnliches Verhalten auszuüben. So kam es, dass nach der Erscheinung von „Jö schau“ immer wieder mal ein Flitzer durchs Kaffeehaus zischt.